Liebe Leserin, lieber Leser,
dies ist der letzte Newsletter, den ich zu verantworten habe, mein letztes Editorial. Ende März gehe ich in den Ruhestand. Deshalb sei mir heute ein kleiner Rückblick und Ausblick gestattet.
Eine andere, eine gerechtere Welt ist nicht nur möglich, sondern sie ist uns von Gott verheißen. Gott lädt jede und jeden von uns ein, in diesem Geist zu handeln. Diese Kernbotschaft christlichen Glaubens, die das Verhältnis von Gott, Mensch und Welt beschreibt, hat mich in den letzten 15 Jahren bei meiner Arbeit als Institutsleiter begleitet.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, ich finde Kraft und Hoffnung, wenn ich mich auf diese Zusage Gottes einlasse. Auch wenn meine Kraft begrenzt ist und uns die Zukunft ängstigt und nichts erkennbar ist von einem neuen Himmel und einer gerechten Erde, traut Gott uns zu, schon jetzt – gerade jetzt! – für diese bessere Welt zu handeln.
Gleichzeitig erleben wir das Gegenprogramm: Krisen bisher ungekannten Ausmaßes, verstärken sich gegenseitig. Mittlerweile wurde dafür schon das Wort „Polykrise“ geprägt. Ein Begriff, der die Atemlosigkeit und Überforderung, wie wir sie im Alltag häufig empfinden, gut ausdrückt.
Daher ist gerade die tief christlich verankerte Hoffnung auf eine sich durchsetzende gerechtere Welt unerhört wichtig, weil sie Resignation, Lähmungen und Blockaden sprengt.
Und dafür braucht es unter anderem Orte des Atemholens, des Krafttankens, Orte der Orientierung, des diskursiven Nachdenkens und der nachhaltigen Projekte, wo konkrete Verbesserungen erprobt werden, wo „Sprünge“ in die Zukunft gelingen. Ich bin sehr froh, dass das IKG ein solcher Ort ist und auch in Zukunft sein wird.
Kirche wird zur Kirche, wenn sie eine Kirche „mit“ und „für“ andere(n) ist. Deshalb gehören Kirche und gesellschaftliche Verantwortung untrennbar zusammen. Genau an dieser Schnittstelle ist das IKG angesiedelt. Auch wenn wir als Kirche kleiner werden, bleiben wir zusammen mit unserer Diakonie die mit Abstand größte „Nichtregierungsorganisation“. Als Kirche haben wir einen Schatz an Erfahrungen und ein großes Netzwerk von Einrichtungen, von Projekten und Initiativen, die unsere Gesellschaft Tag für Tag ein Stück menschlicher, ökologischer, vielfältiger machen. Es sind Orte, an denen Armut gelindert, Diskriminierung bekämpft, Benachteiligten eine Stimme gegeben werden.
Wir sollten das nicht geringschätzen und uns nicht kleiner machen als wir sind. Wir sollten die Gaben nutzen, die uns anvertraut sind, für Benachteiligte, für die, die oft übersehen werden, für die Schöpfung und nachwachsenden Generationen. Das IKG wird sich auch in Zukunft in diesen Feldern stark engagieren.
Meinem Nachfolger Dr. Jan-Dirk Döhling, meiner Stellvertreterin Dr. Christiane Spieker und dem gesamten IKG-Team wünsche ich dafür weiterhin viel Kraft und Hoffnung, Ausdauer und Erfolg!
Sehr herzlich bedanke ich mich bei Ihnen für Ihr hohes Interesse an unserer Arbeit in all den Jahren und Ihr großes Engagement in Projekten, Arbeitskreisen oder Gremien. Bleiben Sie dem IKG gewogen!
So sage ich Tschüss, Adieu und „Gott befohlen“ und hoffe, dass wir uns in den ein oder anderen Zusammenhängen wiedersehen werden.
Ihr Klaus Breyer