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Europawahl
Newsletter | Juni 2024

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Europa, so weiß es die griechische Mythologie, sei eine entführte phönizische Prinzessin gewesen, in die sich der Göttervater Zeus verliebt und sie gewaltsam entführt, ihr gar sexuelle Gewalt angetan habe, um ihr dann und daraufhin zu verheißen, dass einst ein ganzer Kontinent nach ihr benannt sein werde.

Die Erzählung spricht Bände. Zum einen, weil sie mythisch die auch sprachwissenschaftlich belegte Erinnerung ins Bild setzt, dass die Wurzeln des Konzepts Europa im Nahen Osten liegen. Denn das hinter dem Wort „Europa“ stehende Adjektiv „erebos“ – dunkel, meint das Abendland, blickt also von außen, genauer von Osten her, in die Richtung und auf das Land, wo die Sonne untergeht.

Zum anderen aber auch, weil einmal mehr Länder und hier ein ganzer Kontinent, ins Bild einer wehrlosen Frau gesetzt werden, die mit buchstäblich höherer Gewalt genommen und gefügig gemacht werden kann, entführt und vergewaltigt und der auch ‚Liebe‘ versprochen und eine verheißungsvolle Zukunft beschieden sein soll.

Mit der kommenden Europawahl stehen einmal mehr auch und gerade verschiedene Außenperspektiven auf unseren Kontinent und auf die europäische Union sowie Bilder von Herrschaft und Beherrscht-Werden, Konzepte von Hell und Dunkel und nicht zuletzt auch Geschlechterpolitiken zur Wahl.

Überkommene, hierarchische Männlichkeits-, Geschlechter- und Familienbilder gehören zum programmatischen Kernbestand rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien. Und während für viele Menschen im Nahen und Mittleren Osten und in den Ländern Afrikas Europa mit den Versprechen von Rechtstaat, Freiheit und Demokratie ein heller Hoffnungs- und Sehnsuchtsort ist, verdunkeln sich mit den jüngsten europäischen Entscheidungen die Perspektiven für faire und humane Zugänge zum Recht auf Asyl. Aber auch darüber hinaus hat das Denken in „Drinnen und Draußen“-Kategorien Konjunktur, wobei für viele das Fremde und Andere schon in Brüssel, Straßburg und Luxemburg und bei der Nachbarin mit migrantischen Großeltern zu beginnen scheint.  

Unter den vielen Jahrestagen, die in diesem Superwahljahr begangen werden, gehört auch das 25-jährige Jubiläum der Ersten Ökumenischen Versammlung für Frieden und Gerechtigkeit in Basel. Es sei Ihrer (nochmaligen) Lektüre herzlich empfohlen.

„Wir freuen uns auf das Kommen des Gottesreiches, in dem sich Frieden und Gerechtigkeit umarmen und die ganze Schöpfung erneuert wird, und wir sind dankbar für jedes Zeichen der Gottesherrschaft, das schon jetzt unter uns sichtbar wird.“

So heißt es zu Beginn des Schlussdokuments, das dann und von daher auch zur Umkehr aufruft:

„Umkehr zu Gott […] bedeutet heute die Verpflichtung, einen Weg zu suchen […]  in eine Gesellschaft, in der die Menschen gleiche Rechte besitzen und in Solidarität miteinander leben; einen Weg […] in eine Vielfalt der Kulturen, Traditionen und Völker in Europa, […] in eine erneuerte Gemeinschaft von Männern und Frauen in Kirche und Gesellschaft; einen Weg zu suchen aus einer Situation, in der der Einsatz des Militärs oder die Drohung, es einzusetzen, notwendig erscheint, um die Menschenrechte zu bewahren oder durchzusetzen, in eine Gesellschaft, in der Friedensstiftung und die friedliche Lösung von Konflikten unterstützt werden, und in eine Gemeinschaft von Völkern, die solidarisch zum Wohl der anderen beitragen; einen Weg zu suchen aus der Trennung zwischen dem Menschen und der übrigen Schöpfung […] in eine Gemeinschaft der Menschen mit allen Kreaturen, in der deren Rechte und Integrität geachtet werden.“

Die Impulse der Ökumenischen Versammlung haben nach 25 Jahren nichts an geistlicher Tiefe und hoffnungsvoll-mutiger Gegenwartsanalyse eingebüßt. Sie lesen sich – gerade im Wahljahr 2024 – wie eine Anweisung zum streitbar getrosten Hoffen und Handeln.

Beidem ist das Institut für Kirche und Gesellschaft in seinen Fachbereichen und mit seinen vielfältigen Partner*innen in Kirche und Gesellschaft und mit seinen zahlreichen Veranstaltungen verpflichtet.  

Ihr
Dr. Jan-Dirk Döhling
Institutsleiter und Dezernent für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen

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Tipps und Termine

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📅 Krieg und Frieden | Schwerter Akademie Gespräch
27. Juni 2024 | Ratssaal Schwerte

Mehr Informationen

 
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📅 Was Männern gut tut | Ideen für die Gestaltung der Arbeit mit Männern
31. August bis 1. September 2024 | Haus Villigst

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Neues Netzwerk Akademien Schwerte gegründet
Vier Akademien gründen gemeinsam mit der Stadt Schwerte das Netzwerk Akademien Schwerte. Das kooperative Netzwerk möchte durch gemeinsame Projekte und interessante Formate über die Angebote der Schwerter Akademien informieren und Menschen miteinander verbinden.
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Engagement für Schutzsuchende
Ende Mai fand im Gemeindezentrum der Evangelischen Mariengemeinde in Dortmund die Praxistagung Flucht und Ehrenamt zum Thema „Engagiert für Schutzsuchende in der aktuellen politischen Situation“ statt.
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Gemeinsam Flüchtlinge aufnehmen und begleiten – dafür hat das NesT-Team beim Katholikentag geworben. Auf der Kirchenmeile war das Projekt vor dem Erfurter Dom an allen Tagen präsent und hat Menschen über die Möglichkeit, sich konkret im Ehrenamt zu engagieren, informiert.
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Kirche und Religion auf Platz zwei – Ehrenamtsatlas NRW vorgestellt
Zum zweiten Mal hat Westlotto die Menschen in NRW zu ihrem ehrenamtlichen Engagement befragen lassen. Über die Hälfte der über 18-Jährigen engagiert sich und davon 21 Prozent im Bereich Kirche und Religion.
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EU-Klimawahlcheck
Die Europawahl am 9. Juni wird nicht nur darüber entscheiden, ob der Rechtsruck in der EU verhindert werden kann. Die Klima-Allianz Deutschland bietet mit dem EU-Klimawahlcheck eine Orientierungshilfe für die Wahlentscheidung.
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Auf dem Weg zu einer grüneren Zukunft | Das Klimaschutzkonzept des Ev. Kirchenkreises Soest-Arnsberg
Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit, und immer mehr Kirchenkreise und Gemeinden nehmen die Verantwortung für eine klimagerechte Gestaltung ihrer Organisation wahr.
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„Kirchen sind Gemeingüter!“
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Nachhaltige Männlichkeit – Was ist das?
Ob Gesundheit, Arbeit und Wirtschaftswachstum, Bildung, Klimaschutz oder Konsum – die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen vereinen ökologische, soziale und ökonomische Dimensionen. Doch welche Rolle spielen dabei Geschlecht und Männlichkeit?
Im Rahmen des Fachtags wurde Landesmännerpfarrer Martin Treichel erneut in den Vorstand des „Bundesforum Männer“ gewählt.
Lesen Sie hier mehr über die Arbeit des Forums.

Tipps und Termine 
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📅 Klimanetz 2024 | Gerechten Klimaschutz praktisch umsetzen 
07.-08. Juni 2024 | Haus Villigst | Schwerte
Immer deutlicher werden die Folgen des Klimawandels. Dringend müssen daher existierende Klimaschutzkonzepte umgesetzt werden, in Kirche und Gesellschaft.
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📅 Das Friedensgutachten 2024 
11. Juni 2024 | 1820.30 Uhr | Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt
Das globale Konfliktgeschehen hat sich im vergangenen Jahr weiter verschärft. Krieg zwischen Israel und der Hamas, Militärputsche und dschihadistische Gewalt in Afrika – das Friedensgutachten formuliert konkrete Empfehlungen für die Friedens- und Sicherheitspolitik.
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📅 Hase, erzähl mir einen Witz | 11. Juni 2024 | 19-21 Uhr | Heinz Nixdorf Museums Forum | Paderborn
Künstliche Intelligenz (KI) ist aus vielen Lebensbereichen heute kaum mehr wegzudenken. Und auch im privaten, gar intimen Bereich spielt sie eine zunehmende Rolle.
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📅 Klima(-)Fair | Wie kann der europäische Green Deal sozial gerecht gelingen? | 25. Juni 2024 | 18-19.30 Uhr | ONLINE 
Das Ziel ist klar: Bis 2050 soll Europa klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind erhebliche Umbaumaßnahmen und Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft notwendig.
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📅 Bullerbü oder Masterplan für Nachhaltigkeit | Chancen und Grenzen genügsamer Gemeinschaften
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Bürgerenergiegenossenschaften, Repair Cafés, Urban Gardening sowie Initiativen für nachhaltige Mobilität und viele andere Bürgerinitiativen entwickeln konkrete Lösungen für ein ökologisches und soziales Miteinander.
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Persönliches 
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Neu im Team Flucht, Migration, Integration
Seit dem 1. Mai gibt es zwei neue Teammitglieder im Fachbereich Flucht, Migration, Integration. Johanna Gramlich, M.A. of Education, unterstützt im Bereich Kirchenasyl als Ergänzung zu Marion Kuhn-Ziemann und übernimmt das laufende Resettlement Projekt COMET von Verena Jenter. Mit mehrjähriger Beratungserfahrung im Bereich Aufenthaltsrecht und Asylverfahren, freuen wir uns, eine erfahrene Kollegin gewonnen zu haben.  

Zeitgleich hat im Fachbereich Timon Mario Aydin Turban, B. of Sc., seine Arbeit aufgenommen und unterstützt im Projekt „Gemeinsam Chancen nutzen“. Er kann ebenfalls auf eine mehrjährige, teils internationale Berufserfahrung im Bereich Flucht, Ehrenamt und Seenotrettung blicken. Wir freuen uns über seine bereichernde Fachexpertise.

Wir heißen Johanna Gramlich und Timon Turban herzlich willkommen im IKG.

Bildnachweise

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