Mutig. Stark. Beherzt | Newsletter Mai 2025

Guten Tag,

„Expecto patronum“

„Die AFD interessiert mich nicht.“ Dieser verblüffende Satz ist nicht so naiv, sorglos oder weltfremd, wie er zunächst klingt. Marina Weisband sagt ihn, ehemaliges Mitglied der Piratenpartei, jüdische Migrantin aus der Ukraine, Jugendbildnerin und wichtige Stimme im Streit um die angefochtene Demokratie und mehr noch für sie.

Im hörenswerten Radiopodcast des WDR mit dem Titel Freiheit Deluxe kann sie auswendig die gängigen vierzehn Kriterien des Faschismus aufzählen und erläutert klar, warum sie auf die rechtspopulistischen Parteien Europas und Nordamerikas zutreffen. Und sagt dann doch – und eben deshalb – diesen Satz: „Die AFD interessiert mich nicht.“

Was sie interessiert ist, Menschen ernst zu nehmen, in ihrem Frust mit der Freiheit, in dem Gefühl der Überforderung. Und sie interessiert, Menschen herauszuholen aus den Haltungen des Abwartens und Meckerns und hineinzuholen in konkretes Handeln in einem demokratischen Gemeinwesen – und für dieses.

Nein, dies heißt, weder die Populisten und Rechtsextremen zu verharmlosen, noch sie widerspruchslos einfach immer weiter machen zu lassen. Es heißt nicht, sich den großen Konflikten in Gesellschaft und Kirche zu entziehen, und es heißt schon gar nicht, das Grauen von Krieg und Shoa zu vergessen, deren Ende wir in dieser Woche bedenken.

Aber es heißt, dem Sog der bösen Worte und brutalen Taten mehr und anderes entgegenzuhalten als die stets berechtigte und längst schon eingepreiste Empörung.

In der Zauberwelt Harry Potters gibt es bekanntlich die Dementoren. Monster des Negativen, der Verneinung und des Unverstandes sind sie. Sie ziehen alle Lebenskraft und Emotion auf sich, nähren sich von der Angst aller, denen sie erscheinen, und es ist um jeden und jede geschehen, die sich ihrem dunklen Sog hingibt. Was allein hilft und schützt sind eigene Bilder des Schönen, heile Gedanken, gute Geschichten und Perspektiven der Hoffnung, die stark sind und stärker werden als Panik und Angst.

Eine solche Perspektive geht so: „Die Welt Gottes ist mit einem Senfkorn zu vergleichen, das ein Mann in seinen Acker säte. Es ist kleiner als alle Samen, wenn es jedoch ausgewachsen ist, wird es die größte aller Gartenpflanzen. Es wird zu einem Baum, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen.“ (Matthäusevangelium Kapitel 13, Vers 31-32).

Klingt interessant, finden Sie nicht?

Viel Freude beim Säen und Nisten – auch in den Berichten unseres Newsletters oder in den Veranstaltungen unseres Instituts wünscht Ihnen

Ihr Jan-Dirk Döhling
Institutsleiter und Dezernent für Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen

Lesen Sie auch gerne „Der Engel des Friedens. Predigt zu Josua 5,13-14 und 2Könige 6,8-23“.